Yellow Submarine

Hallo,

und schöne Grüße von meiner Altherren-Tour. So muss ich das mittlerweile aufgrund des sinkenden Kilometerschnitts und des steigenden Bierkonsums nennen. Ihr merkt schon, es geht mir sehr gut hier oben!

Trotz anderslautender Ankündigung schreibe ich euch aus Tromsö. Die Lofoten sind einfach zu klein, und die dortigen Bibliotheken haben teilweise sehr merkwürdige Öffnungszeiten. Die Bib in Reine hat wöchentlich weniger Stunden geöffnet als der durchschnittliche Student Vorlesungen besucht.

Von Sandnessjöen nach Bodö waren es nur drei lustige Radeltage, mit zwei super Zeltplätzen. Geniale Aussichten aufs Meer mit witzigen Bergen darin. Die zwei wettermäßig schlechtesten Tage der letzten Wochen konnte ich gemütlich in Bodö auf dem Sofa verbringen. Die Wohnung im vierten Stock direkt am Fjord hatte ich aufgrund glücklicher Umstände für mich alleine. 🙂 Mir geht es einfach gut hier!

Oft wenigstens. Mein Fahrrad sieht das nicht ganz so. Deshalb ein Tipp aus der angewandten Marktwirtschaft: Kauft keine Fahrradersatzteile in Norwegen, und schon gar nicht nördlich des Polarkreises! Ich musste in Bodö ein komplett neues Laufrad kaufen, zum ca zweieinhalbfachen Preis verglichen mit Deutschland.. Und schon war das Erasmus-Geld, über dass ich mich ein paar Tage vorher so sehr gefreut hatte, wieder weg.

Die Fährfahrt nach Moskenes auf den Lofoten waren meine schlimmsten 3 Stunden nicht nur der Reise, sondern der letzten Jahre. Man sollte Boote verbieten. Sollen die doch 100km lange Tunnel bohren, oder gleich einen Busshuttle anbieten! Wenigstens kam ich unterkühlt und ohne meine mittäglichen Pfannkuchen in Moskenes an. Von dem moderaten Kaffeepreis von knapp 2Euro im Hafencafe war ich regelrecht begeistert. Glücklicherweise wusste ich schon vor der Ankunft, wo ich mein Zelt aufschlagen konnte. So hatte ich eine Sorge weniger.

Die Lofoten selbst habe ich in zwei Tagen durchradelt. Kurzfassung: Überall Berge, und außenrum Wasser. Das nennt man wohl Inseln. Die einzige Insel auf der einem die Kinnlade runterfallen kann ist allerdings Moskenesöya, die südlichste. Die verlässt man als Radler leider ziemlich schnell. Danach kommen Landschaften, die sich auch woanders im Land finden lassen. Nur mit weniger Wasser.

Die letzten 20 Lofotenkilometer waren sehr angenehm. Die führten nämlich in eine Sackgasse, wo in Zukunft ein recht langer Tunnel für eine durchgehende Straßenanbindung der Lofoten ans Festland sorgen soll. Noch ist der aber nicht fertig, und somit sind dort auch kaum Autos unterwegs. Und die Straßen sind erste Sahne. Ebenso wie die Zeltplätze, die sich dort am Fjord finden.

Tags drauf brachten mich unter anderem drei Fähren nach Grytöya (Öya, eigentlich mit norwegischem Ö, heißt Insel) bei Harstad. Dort verbrachte ich wiederum fast zwei Tage bei Freunden aus Trondheim. Am zweiten Abend bin ich mit Asle – ja, das ist ein norwegischer Vorname – in einer Nussschale mit Außenboarder auf die See hinaus gefahren, Abendessen fangen. Das Wetter war perfekt, die Aussicht auf die umliegenden Berge klasse, der Fang am Ende erfolgreich, und mein Magen hat doch tatsächlich drei Stunden auf dem optisch ruhigen Wasser ausgehalten. Danach war ich aber doch froh, mich mit Kaffee vor den Fernseher verkriechen zu können. Der Seelachs wurde dann auf lokale Art zubereitet, in dicke Scheiben geschnitten in Salzwasser gekocht. Dazu gab es überraschend gute Kartoffeln – lecker! Auch Fischleber schmeckt! Nach Fisch.

Wiederum tags drauf habe ich endlich das gemacht, was ich schon sehr lange vorhatte. Ich bin, durch komische Schnellbootverbindungen bedingt, erst um 16 Uhr richtig gestartet und den Abend hindurch über 115km gefahren. Irgendwann wird es kühl, und ich musste gegen 22 Uhr meine Mütze aufsetzen. Als Sonnenblende! Der Weg führte mich einmal über die Insel Senja von der es nichts zu berichten gibt, weil dort einfach nichts ist. Es gibt zwar einige Käffer und Siedlungen, die Kinder dort sind aber nicht zu beneiden. Mein Zeltplatz war aber wieder wirklich toll. Und damit darf ich das folgende Gewinnspiel einleiten:

In Anlehnung an das nächtliche Ereignis, das ich vorgestern zum ersten mal erleben durfte, wird meine nächste Email zwei Musiktitel im Titel tragen. Ein Medley sozusagen. Und ihr dürft raten, welche das sein werden. Alle richtigen, oder guten, Einsender bekommen eine besonders herzliche Email von mir! Das ist doch was.

Zwei Tipps:

  • Alle Bewohner Tromsös sind wegen unfairer Wettbewerbsvorteile ausgeschlossen.
  • Right Said Fred ist schonmal falsch.

Nun bin ich also in Tromsö, bei Elias, einem Kommillitonen aus Freiburg, der hier auch das letzte Jahr studiert hat. Da ich bis zu meinem Abflug aus Kirkenes noch sehr viel Zeit habe, und hier am Wochenende ein Rockfestival stattfindet, und das hier gebraute Mack-Öl mein Lieblingsnorwegenbier ist, und ich eh ein fauler Mensch bin werde ich wohl einige Tage hier bleiben. So schnell läuft mir das Nordkapp nicht davon.

Gruß Florian
Tromsö, 21.07.05