Ostpreußen I

Ostpreußen also. Marienburg. Wer hier seine erste Ostpreußenreise startet, sollte wissen dass es nur noch besser werden kann. Wussten wir nicht. Die Burg ist ja recht nett, also ziemlich cool um nicht zu sagen, die Stadt aber leider weniger. Wo nach dem Krieg nix mehr war, hat man auch nichts mehr wiederaufgebaut. Bis auf die Burg natürlich, die ist ein riesiger (ha, Wortspiel!) Touristenmagnet. Die haben wir uns natürlich angeschaut. Wenn man jedoch weiß wie und von wem sie gebaut und genutzt wurde (siehe Literatur!), verfliegt doch ziemlich schnell die Ehrfurcht, die die gewaltigen Mauern ausstrahlen. Das Staunen bleibt.

Pünktlich zur frühen Nachmittagszeit, gerade waren wir auf die Räder gestiegen, fing es an zu Regnen. Es sollte das vorletzte Mal sein, dass wir deswegen eine Pause einlegten. Durch weitere Gewitterschauer führte unser Weg Richtung Elbing (Elblag). Erste Wettrennen mit polnischen Kindern begannen und wir nutzten einen der vielen kleinen Läden in den Dörfern für ein weiteres frühes Kapitel unserer Entdeckungsreise durch die polnische Biervielfalt.

Auf dem Campingplatz einquartiert, gewaschen und hungrig erkundeten wir Elbing. Nach den enttäuschenden Städten Miastko, Slupsk (oder Schwupsk..), Tczew und Malbork fand ich diesen Ort schon richtig klasse. Alte Patrizierhäuser waren und wurden weiterhin, restauriert und wiederaufgebaut. Neue Häuser sind im selben Stil gebaut. Zwar beschränkt sich dies auf den kleinen Stadtkern, aber immerhin.

Nach der Marienburg sollte am nächsten Tag der zweite Höhepunkt unserer Reise stattfinden. Eine Schifffahrt auf dem Oberlandkanal. Schon ganz, ganz viele Jahre lang, so 150 glaube ich, führt diese Wasserstraße zig Kilometer durch tolle Naturlandschaften und verzichtet bei über 100m zu bewältigendem Höhenunterschied gänzlich auf Schleusen. Auf großen Schlitten werden die Schiffe grüne Rampen hinaufgezogen, per Wasserkraft versteht sich. Die Bilder sollten für sich sprechen.

Gegen Ende des Tages musste ich meinen Vater etwas quälen. Ich wollte unbedingt noch bis Allenstein (Olstyn) fahren. Gegen zwei Uhr von Maldity aus startend war das auch für mich kein Pappenstiel. Die Landschaft war allerdings sehr motivierend. Leicht hügelig (hat bekanntlich kumulative Wirkung) fuhren wir durch viele Alleen, an Feldern vorbei, Seen, Regenschauer, Wälder. Nix exotisches, aber sehr ursprünglich. Das Etappenziel lohnte sich auch: Ein idyllischer ruhiger Campingplatz an einem kleinen See westlich Allensteins.